Würdigung einer Pionierleistung
Freiwillige Feuerwehr der Stadt Büdingen nimmt mit Brandschutzerziehung Vorreiterrolle im Wetteraukreis ein / Seit 20 Jahren aktiv

Von Oliver Potengowski

BÜDINGEN. Der Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Büdingen entpuppte sich bei strahlendem Sonnenschein als Publikumsmagnet. Einen Schwerpunkt bildete in diesem Jahr die Würdigung der Brandschutzerziehung in Kindergärten und Schulen. Vor 20 Jahren hatte sich trotz Widerstände in der Feuerwehr eine Gruppe dieser wichtigen Aufgabe angenommen.

Dass es vor zwei Jahrzehnten ernsthafte Zweifel gab, als Ralf Heller, der erste Leiter des Teams der Brandschutzerziehung in Büdingen, den Vorschlag machte, Kinder über die Gefahren des Feuers zu unterrichten, scheint heute kaum vorstellbar. Denn beim Tag der offenen Tür bildeten Stationen, an denen Mädchen und Jungen spielerisch die Arbeit der Feuerwehr kennen lernen und auch kleine Brände löschen dürfen, einen wichtigen Programmpunkt. Die Brandschutzerzieher der Feuerwehr aus Hanau unterstützten die Büdinger Kollegen bei der Ausgestaltung.

Dennoch waren die Leitung der Feuerwehr mit Stadtbrandinspektor Klaus Diefenbach und auch der damalige Bürgermeister Bernd Luft 1999 eher skeptisch, als Ralf Heller mit der Idee, Kindergartengruppen zu unterrichten, von der Feuerwehrschule kam. Tanja Bretthauer-Kies, die das Team der Brandschutzerziehung seit 2001 leitet, berichtete anschaulich, wie mühsam der Anfang war. Selbst um 150 Mark für ein Modellhaus, in dem Kinder sehen können, wie sich Rauch ausbreitet, gab es Diskussionen. Es war schließlich der damalige Erste Stadtrat Manfred Hix, der mit einer privaten Spende die Blockade auflöste. So ist Büdingen eine der ersten Wehren in Hessen geworden, die Brandschutzerziehung einführte.

Tanja Bretthauer-Kies beschrieb, wie Ralf Heller die Kritiker in den eigenen Reihen überzeugte und das Konzept der Brandschutzerziehung den zeitlichen Möglichkeiten des Teams angepasst werden musste. Eine ganze Woche in einem Kindergarten zu verbringen, wie zu Beginn, war für die berufstätigen ehrenamtlichen Feuerwehrleute auf Dauer nicht möglich. Deshalb schulten sie die Erzieherinnen. Seit 2003 bereiten diese den Besuch der Feuerwehr im Kindergarten vor, der mit einer Überprüfung des gelernten den Höhepunkt der Brandschutzerziehung bildete.

Bretthauer-Kies dankte den Erzieherinnen, die das Konzept bis heute unterstützen und bereit sind, sich in regelmäßigen Schulungen in der Brandschutzerziehung fortzubilden. Sie vermitteln den Kindern, wie ein Feuer entsteht oder wie man einen Notruf absetzt und welche Informationen er enthalten muss. 2008 gestaltete die Feuerwehr erstmals auf Initiative der Stadtschule einen kompletten Unterrichtstag in der Wanderwoche zum Thema Feuerwehr. Zuvor hatte es nur vereinzelt Unterrichtseinheiten gegeben. Damit etablierte sich die Brandschutzerziehung auch an den Schulen.

Inzwischen hat sich gezeigt, wie wichtig die Brandschutzerziehung auch für die Feuerwehr selbst geworden ist. Viele Kinder, die damals durch das Rauchdemohaus erstmals mit der Feuerwehr in Berührung kamen, sind heute Mitglieder der Einsatzabteilungen. Riccardo Bortolotti, der um die Jahrtausendwende Mitglied des Brandschutzerziehungsteams war, ist heute Wehrführer. Das Team der Brandschutzerziehung hat das Konzept inzwischen den Bedürfnissen der Senioren angepasst und organisiert mit ihnen Nachmittage zur Brandschutzaufklärung.

In ihren Grußworten würdigten Bürgermeister Erich Spamer und Stadtverordnetenvorsteher Reiner Marhenke die Ausdauer und die Arbeit der Brandschutzerzieher. Diese seien zu einem Aushängeschild der Stadt Büdingen geworden. Sie leisteten einen sehr wichtigen Beitrag zur Sicherheit der Bevölkerung. Die Stadt zeige ihre Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements nicht zuletzt darin, dass Gelder für die Brandschutzerziehung inzwischen fest im Haushalt verankert seien. Die Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch würdigte, dass das Team auch ein Konzept zur Brandschutzaufklärung für Senioren entwickelt hat.

Stadtbrandinspektor Stephan Naumann räumte ein, dass es auch heute immer wieder Skepsis gegenüber neuen Ideen gebe. Inzwischen sei die Büdinger Feuerwehr aber stolz auf ihre Brandschutzabteilung, weil sie sehr gut funktioniere. „Das ist ein Team, das füreinander durchs Feuer geht.“

Kreisbrandinspektor Lars Henrich würdigte während des Tages der offenen Tür in die Pionierleistung, die die Büdinger Feuerwehr mit der Einführung der Brandschutzerziehung erbracht hat. „Hier sind sie der Zeit voraus gewesen und haben die Notwendigkeit gesehen, Brandschutzerziehung zu etablieren“, lobte er. „Wir können im gesamten Wetteraukreis von dieser Erfahrung profitieren.“

 

INFOS

. Die Stadt Büdingen und ihre Feuerwehr dankten am Tag der offenen Tür jenen Feuerwehrleuten, die sich in den vergangenen 20 Jahren in der Brandschutzerziehung engagiert haben. Seit der Gründung der Abteilung sind die langjährige Leiterin Tanja Bretthauer-Kies, Günter Beyer und Manfred Bretthauer dabei. Stadtbrandinspektor Stephan Naumann, Gerd Wagner und Klaus Merz engagieren sich seit 17, Markus Kroh seit 15 Jahren in der Brandschutzerziehung. Kai Diefenbach, Katja Kempel, Matthias und Michael Wagner gehören dem Team seit zehn Jahren an. Seit acht Jahren sind Andreas Leo, Boris Müller und Moritz Schäffle aktiv, Dennis Allmann seit sieben und Anne Aulepp seit vier Jahren. Oliver Debus und Matthias Whipple sind seit drei Jahren dabei, Jessica Herd und Torsten Lautenschläger seit zwei und Michelle Ruppert sowie Michaela Fröhlich gehören seit einem Jahr zur Abteilung.(ten)

Quelle:Kreis-Anzeiger.de