Von Jens Kirschner 



Büdingen-Michelau. Nach 36 Jahren als Wehrführer gibt Manfred Bretthauer seinen Posten ab - altersbedingt, denn ohnehin stand der 61-Jährige nur noch wegen einer Sonderregelung mit der Stadt Büdingen an der Spitze der Wehr. Auch sein Stellvertreter Rudi Appel stand nicht erneut zur Wiederwahl. Die Wehr führt künftig Markus Gerlach mit Jens Lischke als Stellvertreter. Beiden Vorgängern erwiesen die Kameraden in Michelau am Freitag einen mehr als gebührenden Abschied. 



Um es vorweg zu nehmen: Selbst mit dem Autor dieser Zeilen hat Manfred Bretthauer etwas gemeinsam. Im Jahr als dieser gerade zur Welt kam, übernahm Bretthauer gerade die Führung der Michelauer Feuerwehr. Nach 36 Jahren ging diese Ära am vergangenen Freitag zu Ende. Wer Bretthauer kennt, weiß: Leicht fiel es ihm sicherlich nicht, aber er ist auch kein Typ, der sich an sein Amt klammert. Ein Macher, kein Machttyp – geradeheraus, manchen zu engstirnig, aber doch immer mit dem nötigen Humor, hat er die vergangenen 36 Jahre an der Spitze der Michelauer Kameraden verbracht. 

Wirkliche Feinde hat sich der 61-Jährige während seiner Amtszeit augenscheinlich keine gemacht: Das Michelauer Bürgerhaus ist voll von Kameraden und Vereinsmitgliedern, mehrfach gibt es stehende Ovationen an diesem Abend für Bretthauer, aber auch für seinen Stellvertreter Rudi Appel. 

Bretthauers Abschied wirkt, als ob ein mitunter strenger, aber gerechter und liebender Vater seine Kinder in die große weite Welt entlässt - auf eigenen Füßen. Markus Gerlach und Jens Lischke sollen ihm und seinem Stellvertreter Rudi Appel nun nachfolgen. Gerade auf Appel hält Bretthauer an diesem Abend große Stücke. Ein Stellvertreter, der ihm mit seinem Rat auch mal wieder aus der ein oder anderen hitzigen Debatte geholt habe, wenn er drohte, sich in eine Sache zu sehr hinein zu steigern. 

Bretthauer blickt zurück: Auf die junge Truppe, die er damals übernahm. Viele hatten sich über den Katastrophenschutz vom Wehrdienst freistellen lassen „Aus welchen Gründen auch immer“, wie Bretthauer anmerkt. Zwei Jahre nach seiner Amtsübernahme gründete sich in Michelau eine Jugendfeuerwehr, die sich bei regionalen Wettbewerben mit ihren Leistungen schnell einen Namen machte. Im Jahr 1984, berichtet Bretthauer nicht ohne Stolz, habe man gemeinsam mit Kefenrod, die erste Stadtmeisterschaft für den Feuerwehrnachwuchs ausgerichtet. Ab 1998 fungierte er zum für 15 Jahre als stellvertretender Stadtbrandinspektor. 

Es ist vor allem das Gemeinsame, das die Michelauer Kameraden gestemmt hätten, das ihn stolz macht: Jüngst die Feier zum 125-jährigem Bestehen der Wehr im August vergangenen Jahres, auch wenn der strömende Regen während der Blaulichtgasse doch ein wenig an Bretthauer genagt hat, wie man merkt. Vor mehr als 30 Jahren war die Planung von Feierlichkeiten, um wieder Geld in die Feuerwehrkasse zu spülen ohnehin leichter und entsprechend legerer. „Der Maskenball auf der Michelau war Jahrzehnte unübertroffen“, erinnert sich Bretthauer. Wenngleich dieser eher spontan aus dem Boden gestampft wurde, wie er schildert. Am Ende fiel er aber den Brandschutzbestimmungen für das Bürgerhaus zum Opfer. Doch manchmal erwächst das Große aus dem Kleinen: Nach dem Ende der Zeltkerb 1983 ging die Michelauer Feuerwehr dazu über, einen Tag der offenen Tür zu veranstalten: 50 Bratwürstchen und acht Kästen Bier machten den Anfang. „Gegen Mittag war nichts mehr da“, erinnert sich Manfred Bretthauer. In den Jahren danach hat die Feuerwehr dieses Ereignis immer weiter ausgebaut – inzwischen ist die Veranstaltung zum „Tag der Feuerwehr“ gewachsen und sei weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. 

Mitunter als Spinner galt der scheidende Wehrführer Bretthauer zu manchen Momenten. Ein solcher war seine Idee, einen Unimog mit 800-Liter-Tank zu besorgen – für viele von da an der „Äppelwoi-Express“. „Wenn die passiven Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung Steine dabei gehabt hätten, sie hätten mich wahrscheinlich gesteinigt“, meint der 61-Jährige. Dennoch: Entstehungsbrände habe man mit dem Fahrzeug schnell und effektiv löschen können. 

Und gerade an einige Feuer erinnert sich Bretthauer noch heute lebhaft: Ein Scheunenbrand in Eckartshausen, der die Büdinger Feuerwehr beinahe die Drehleiter gekostet hätte, ein Großbrand in Kefenrod, bei dem man den Eindruck hatte, das gesamte Dorf stünde in Flammen und jüngst der Brand einer Lagerhalle in der Orleshäuser Straße wie auch der des Anwesens Haury in Büdingen. Manchmal war es aber auch nur ein entflohener Papagei, den die Kameraden einfangen mussten. 

„Ich möchte nicht sagen, dass wir als eure Nachfolger in eure Fußstapfen treten, denn dafür sind die Spuren, die ihr – Manfred und Rudi – auf der Michelau und darüber hinaus hinterlassen habt, doch reichlich groß“, lobt Bretthauers Nachfolger im Amt, Markus Gerlach, die Arbeit seines Vorgängers wie auch die dessen Stellvertreters. 

Am Ende bleibt Bretthauer nur zu sagen: „Vielen Dank für die gemeinsamen Jahre mit euch – wenn es auch nicht immer leicht war mit mir“, sagt der 61-Jährige. Ganz von der Bildfläche verschwindet er indes nicht. Er bleibt bis zur nächsten regulären Wahl des Vorstands im Amt als Vorsitzender und will – solange es die Gesundheit zulässt – weiter seinen Dienst in der Einsatzabteilung verrichten.

 

Quelle: bote.de