Von Monika Eichenauer

ABSCHIED Manfred Bretthauer und Rudi Appel blicken auf vier ereignisreiche Jahrzehnte zurück

MICHELAU - Manfred Bretthauer und Rudi Appel – als Gespann waren sie für die Freiwillige Feuerwehr Michelau jahrzehntelang unersetzlich. Nach 36 Jahren übergab Bretthauer jetzt die Wehrführung in die Hände Markus Gerlachs. Und Rudi Appel zog sich als stellvertretender Vorsitzender zurück (der Kreis-Anzeiger berichtete). Noch ist für das Duo freilich nicht Schluss. Bretthauer bleibt zwei weitere Jahre Vorsitzender. Appel gehört als Atemschutzbeauftragter nach wie vor der Einsatzabteilung an. Trotzdem ist in der Michelauer Feuerwehr eine Ära zu Ende gegangen. Der Kreis-Anzeiger hat sich mit Manfred Bretthauer und Rudi Appel im Feuerwehrhaus in der Moosbergstraße getroffen. Ein Rückblick.

Die beiden Männer haben der Entwicklung der Feuerwehr in den vergangenen vier Jahrzehnten ihren Stempel aufgedrückt. Im höchstgelegenen Büdinger Stadtteil – „auf der Alm“ – hat das Duo Feuerwehr-Geschichte geschrieben. „Das geht nur mit einem guten Team, mit echter Kameradschaft. In Michelau halten wir zusammen. Anstehende Aufgaben werden immer gemeinsam gestemmt“, schildert der langjährige Wehrführer.

Manfred Bretthauer, Jahrgang 1955, trat 1970 der Feuerwehr bei. Rudi Appel, drei Jahre jünger, ist seit seinem 16. Lebensjahr in der Michelauer Wehr aktiv. Dem Vorstand gehören sie seit 1975 an – seit 42 Jahren! Bretthauer begann als Beisitzer, Appel als Schriftführer. Für beide Männer war es kein großes Ding, bereits in jungen Jahren Verantwortung für ihr Dorf zu übernehmen. Und die nahm über die Jahre nicht ab. Im Gegenteil: 1981 wählten die Mitglieder der Feuerwehr Manfred Bretthauer – 25 Jahre jung, noch nicht lange verheiratet und Vater einer kleinen Tochter – zum Vorsitzenden und Wehrführer. Rudi Appel tauschte 1984 die Schriftführung gegen zwei Stellvertreter-Posten ein: die des Vorsitzenden und des Wehrführers. Zusammen sind sie seit mehr als 40 Jahren in der Einsatzabteilung aktiv. „Damals bist du in die Feuerwehr eingetreten, hast ein paar Übungen mitgemacht und warst gleich als Aktiver mittendrin im Geschehen“, erinnert sich Appel.

Eine Jugendfeuerwehr gab es zu dieser Zeit noch nicht. Die gibt es aufgrund einer Initiative Manfred Bretthauers und einiger Kameraden seit 1982. Erneut nahm eine Erfolgsgeschichte ihren Lauf. Die Jugendwehr war mehrfach Stadt- und Kreismeister und richtete Stadt- und Gemeindemeisterschaften aus. Rudi Appel nennt Zahlen, von denen heute die meisten Feuerwehren nur träumen können: „Wir hatten anfangs 28 Jugendliche, Jungen und Mädchen. Unser Vorteil: Außer der Feuerwehr gab es kaum andere Freizeitbeschäftigungsmöglichkeiten im Ort. Da hat einer den anderen mitgezogen.“ Vor zehn Jahren feierte der Nachwuchs 25-jähriges Bestehen. Heute sind im knapp 350 Einwohner zählenden Dorf elf Jungfeuerwehrleute aktiv. Zum Vergleich: In Düdelsheim leben mehr als 2700 Menschen. Die Jugendfeuerwehr dort besteht aus gerade einmal vier Leuten. „Auf der Michelau“ nahm auch eine der ersten Frauenfeuerwehren in der Region mit zeitweise 20 Aktiven ihre Arbeit auf. Aktuell gehören drei Frauen zur Einsatzabteilung.

Beim Rückblick kommen auch Erinnerungen an alte Fahrzeuge hoch, mit denen die Feuerwehr zur Brandbekämpfung ausrückte. Heute sei sie gut ausgestattet, wissen die beiden Männer, „doch damals hatten wir kein Einsatzfahrzeug, sondern einen Tragkraftspritzenanhänger, der an einen Traktor angehängt worden ist. Erst im Juni 1976 bekamen wir das erste Tragkraftspritzenfahrzeug“, so Appel.

Seit 1981, kurz nach Bretthauers Wahl zum Vorsitzenden und Wehrführer, ist die Renovierung des viel zu kleinen Feuerwehrhauses Thema. Es war lange in keinem guten Zustand. Von 2006 bis 2013 folgte nach und nach eine Grundsanierung, die die Feuerwehr weitgehend in Eigenleistung erbrachte. 1982 ist in Michelau der erste ABC-Zug für den Katastrophenschutz gegründet worden. „Das war für uns ein Riesenvorteil. Wir sind sehr gut ausgebildet worden und hatten damals acht Katastrophenschutzleute und somit auch Atemschutzgeräteträger in unseren Reihen“, berichtet Bretthauer, der von 1998 bis 2013 auch das Amt des stellvertretendenden Stadtbrandinspektors inne hatte.

Seit 1984 wird in Michelau der „Tag der Feuerwehr“ begangen, der in der Region längst ein großes Ansehen genießt. 1991 feierte das Dorf mit vielen Besuchern vier Tage lang den 100. Geburtstag der Michelauer Wehr, im August 2016 dann zwei Tage ihr 125-jähriges Bestehen. „Auch solche Aufgaben kannst du nur mit einer gut funktionierenden Mannschaft und tatkräftigen Helfern schultern.“ Aus gutem Grund sind Manfred Bretthauer und Rudi Appel dankbar für Mitstreiter, die jederzeit mitzogen, wenn Arbeit anstand.

Und was waren Einsätze, die besonders in Erinnerung geblieben sind? „Vor allem, wenn du nicht mehr helfen kannst und es Tote gibt, wie in Wolferborn bei einem Wohnungsbrand, bei einem Verkehrsunfall zwischen Wolferborn und Rinderbügen und bei einem mitten im Dorf am Tag vor unserem Feuerwehrfest“, schildert der 61-jährige Bretthauer bewegt. „Hinzu kommen die Großbrände bei der ehemaligen Firma Sonnenschein und in Kefenrod vor vielen Jahren und die beiden jetzt vor Kurzem in Büdingen“, ergänzt Appel. Es kam aber auch zu skurrilen Einsätzen. Einmal konnte die Michelauer Feuerwehr einen entflogenen Papagei wieder einfangen, mit einem Netz in einem Neubau.

Was ist heute anders als früher? „Viel Bürokratie“, sagt Rudi Appel spontan. „Die letzten zehn Jahre ist der Feuerwehrdienst in den Hintergrund getreten vor lauter Verwaltungsarbeit. Die ist notwendig geworden, weil sich die Dienstvorschriften verschärft haben.“ Manfred Bretthauer ergänzt: „Hinzu kommt die lange Grundausbildung der Feuerwehrleute, sicherlich auch nötig geworden durch die Erweiterung der Aufgaben, aber mit allen weiterführenden Lehrgängen dauert es lange. Das bremst viele junge Leute aus.“

Trotzdem sind die Männer von einem Engagement bei der Feuerwehr überzeugt. „Du lernst unglaublich viel und hast immer eine gute Kameradschaft“, sagt Appel. Und Bretthauer fasst zusammen: „Es hat Spaß gemacht, weil wir was bewegt haben.“

 

Manfred Bretthauer (l.) und Rudi Appel: Im Gespräch mit dem Kreis-Anzeiger blicken sie auf mehr als 40 Jahre in der Feuerwehr zurück.	Foto: Eichenauer

 

Quelle: www.kreis-anzeiger.de